Eine Expedition in die Rätsel des Geldes
Dokumentarfilm / 97 Minuten

von Claus Strigel

Protagonisten in Kürze

Prof. Bernard Lietaer

Belgischer Zentralbanker, Währungsfondsmanager, Devisenhändler, Währungsberater multinationaler Unternehmen und Regierungen und Kritiker des monetären Monopolismus

In seinen früheren Leben war Bernard Lietaer in einer unüblichen Bandbreite von unterschiedlichsten Funktionen in der Welt der Finanzsysteme tätig. Für die Zentralbank Belgiens zeichnete er für die Einführung des Konvergenzmechanismus für die einzelnen europäischen Währungssysteme (ECU) verantwortlich. Nach einer Zeit als Präsident des elektronischen Zahlungssystems in Belgien war er Mitbegründer und Generalmanager des erfolgreichen Hedgefonds Gaia Hedge II und Dozent für nachhaltiges Wirtschaften am Institute for Sustainable Resources in Berkley. Seine Beratungserfahrungen auf vier Kontinenten reichen von multinationalen Konzernen bis hin zu Entwicklungsländern.

Der Autor von „Mysterium Geld“ und „Das Geld der Zukunft“ geleitet uns durch unsere Expedition. Mit bildgewaltigen Parabeln und hintersinnigen Anekdoten befindet er sich auf einer Mission: eine europäischen Währungsalternative.

Konventionelles Geld wirkt wie ein Filter, durch den die Fülle der Welt systembedingt nur als Knappheit wahrgenommen werden kann. Das fördert Konkurrenz, Angst, Neid, schlimmstenfalls Gewalt. Das Verschwinden der Lohnarbeit, die fundamentale Unsicherheit der Finanzsysteme, die Überalterung der Gesellschaften und die Klimakatastrophe mit dem Aussterben der Arten, vertritt Lietaer, sind Probleme die mit unterschiedlichen Währungen mit voneinander grundverschiedenen Funktionsweisen beantwortet werden müssen.



Schein-Debatte
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Prof. Jochen Hörisch

Dekan für Literaturwissenschaft an der Uni Mannheim, Autor von „Die Poesie des Geldes“. Linguistische Untersuchungen des Geldes in der Weltliteratur lassen ihn die Existenz des Geldes generell in Frage stellen.

Geld hat als Leitmedium der Zivilisation die Religion abgelöst. Hörischs Thema sind die Analogien und die Konkurrenz beider Bezugssysteme – wie aus der Hostie die Münze wurde. Er jongliert brillant mit der Etymologie des Geldes, eröffnet seine magischen Aspekte, ent–deckt die religiösen Implikationen. Schuld und Schuldner, Glaube und Gläubiger, Preis und Lobreis, Erlös und Erlösung, der Kredit und das Credo, Geldschöpfung und Gottes Schöpfung.

Gott, ebenso wie Geld, existieren nur solange wir an sie glauben. Er selbst hält das Nachdenken über Geld für gefährlich: „Wenn wir über Geld wirklich nachdenken, löst es sich auf.“

Geld ist nicht mehr, als ein Schuldschein, also der Beleg dafür was wir nicht (mehr) haben.



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BEZIEHUNGSKISTE

The Naked Cowboy

Freier, nackter Unternehmer. Big Apple‘s bekannteste Sightseeing Ikone nach der Freiheitsstatue und dem Empire State. Nächster Anwärter auf den Bürgermeistersessel New Yorks.

Auf dem Times Square, nur mit einem Cowboyhut und einer Gitarre bekleidet, trägt er buchstäblich seine Haut zu Markte. Sein Songrepertoire beschränkt sich auf drei Zeilen, seine Saiten sind unwiederbringlich verstimmt, er greift an jedes Hinterteil, das sich nicht rechtzeitig entzieht. Und doch stehen hunderte Touristen Schlange, um sich mit ihm fotografieren zu lassen. Er ist medial global bekannt wie ein bunter, wenn auch nackter Hund.

„Value is Value“ beschreibt er knackig seine Philosophie zu monetären Fragen. Sein Tun sei eine positive Erhöhung der Physiologie der Menschen, die ihn umgeben; eine Energie, die irgendwann unweigerlich ihren Weg zu ihm zurück finden muß.

Robert Burck weiß genau, was er macht. Er hat sich zur Trademark erhoben, verkauft Merchandiseprodukte, Trendalkoholika und Muskelaufbaunahrung. Seine bloße Bekanntheit gereicht sogar zu einer Kampagne für Transparenz im Wahlkampf um New Yorks Bürgermeisteramt.

Und das alles mit nur einem Claim: „I‘m the new sensation!“ Die Krise existiert nur im Kopf.



Fritz Vogt

Bankdirektor der kleinsten Bank Deutschlands, obwohl er so eigentlich nicht genannt werden will, denn ein Bankdirektor, der ein guter sein will, muß möglichst viel von dem ihm anvertrauten Geld für sich und seine Bank behalten.

Bei Fritz Vogt ist das anders. Er gibt seinen 600 Kunden rund drei Prozent Zinsen, für einen Kredit zahlt man vier Prozent und die Kontoführung ist kostenlos. Von den 350.000 Bankprodukten, die deutschlandweit angeboten werden gibt es in Gammesfeld drei: Sparbuch, Girokonto, Darlehen.

Er ist der letzte Antikapitalist in Deutschlands Bankengeschäft. Dies brachte ihn schon einmal fast ins Gefängnis. Denn er wehrte sich gegen den Gesetzeszwang zu weiteren Angestellten und technischen Erneuerungen, die nur unnötige Kosten für seine Kunden bedeutet hätten. Nach jahrelangem Rechtsstreit gewann er 1992 schließlich den Prozess gegen die staatliche Bankenaufsicht und konnte die Bank, die auch schon sein Großvater führte, weiterhin ohne Computer, ohne Geldautomat und ohne Kontodrucker führen.

„Ich sehe ein, dass man in der Raumfahrt einen Computer braucht. Aber was in einer Bank abgeht ist dermaßen einfach: Einer hat`s Geld, der bringt`s zur Bank. Der andere braucht welches und holt es sich ab. Fertig.“

Nach diesen Prinzipien, mit dem Ziel einfachen Bauern mittels günstiger Kredite durch Missernten und Hungersnöte zu helfen, arbeitete auch schon Fritz Vogts großes Vorbild und Namensgeber seiner kleinen Bank: Friedrich Wilhelm Raiffeisen



Joaquin de Melo

Gründungsvater der Banco Palmas im Favela Palmeira

Nach Jahren der mühsamen Missionsarbeit in einem Armenviertel am Rande des brasilianischen Fortaleza erkennt der Pater: Dringender als seelische brauchen die Menschen hier wirtschaftliche Aufbauhilfe. Er stellt sich und seiner Gemeinde die alles verändernde Frage:

Warum sind wir eigentlich arm?

Seine verblüffend pragmatische Antwort: Das konventionelle Geld, der Real, hat Flügel!

Mit „der besten Währung der Welt“, dem selbst geschöpften Palmas, hat er binnen kurzer Zeit einen blühenden Wirtschaftskreislauf aufkeimen lassen. Inzwischen betreut er 40 solcher Regionalbanken in ganz Brasilien und im Wochentakt werden neue gegründet. Selbst gedrucktes Geld funktioniert nicht nur, sondern oft auch besser. Davon zeugen tausende lokaler, ergänzender Währungen weltweit.



Paul Singer

Staatssekretär für solidarische Ökonomie in Brasilien

Die vornehmliche Aufgabe einer nationalen Zentralbank und des IWF ist es, laut Singer, Inflation zu verhindern, ergo für Knappheit der Geldmittel zu Sorgen und damit vorsätzlich die Armut zu schüren. Die brasilianische, monetäre Neuentwicklung, die Kombination einer Regionalwährung mit einem Mikrokreditsystem nach Nobelpreisträger Muhammad Yunus wird von ihm staatlich gefördert, um in den Armenvierteln Brasiliens eigeninitiierte Wirtschaftskreisläufe in Gang zu bringen.

Er bringt es wie folgt auf den Punkt: „Wir müssen die Macht über unser Geld zurückgewinnen.“


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